Kerstin vom Blog Paradise Found liebt Roadtrips, ist Europa-Fan und aus Schwaben in die Niederlande gezogen. Auf ihrem Blog nimmt sie uns mit zu beliebten Reisezielen und versteckten Perlen von Lappland bis Australien.
Im Interview verrät sie uns mehr über das Leben in einer holländischen Bilderbuchstadt, Teetrinken in Jordanien und warum sie St. Peter Ording liebt.
1) Du lebst im niederländischen Haarlem – warum ist diese Stadt eine Reise wert?
Meiner Meinung nach spiegelt Haarlem mit seiner Gelassenheit und der hübschen Innenstadt mit den zahlreichen Cafés und Grachten den Charme einer typisch holländischen Stadt wider.
Wo in Amsterdam ein konstantes Chaos von Autofahrern, Radfahrern, Trams, Fußgängern und Touristen herrscht, fühlt sich bereits das Ankommen in Haarlem wie ein Zurücklehnen vom Trubel an. Hier kann man auch an einem Samstag unbeschwert durch die Läden bummeln, deren Vielfalt Haarlem übrigens zum Titel der Shoppingstadt des Jahres verholfen hat.
Wer in die Geschichte Haarlems eintauchen möchte, besucht die Mühle De Adriaan oder die Hofjes, versteckte Innenhöfe, die man nur mithilfe einer in der Touristeninfo erhältlichen Karte entdeckt. Auch die beeindruckende Sint Bavo Kerk am Marktplatz Grote Markt ist einen Besuch wert.
Den Abend sollte man entweder in der Jopenkerk, einer in einer ehemaligen Kirche ansässigen Brauerei, oder bei gutem Wetter im Oerkap, Haarlems Stadtstrand mit Hippiefeeling an dem es riesige, superleckere Pizzen gibt, ausklingen lassen. Apropos Strand: Der ist von Haarlem nur 8 km entfernt und mit dem Fahrrad durch die Dünen erreichbar.
2) Die Niederlande sind ein beliebtes Reiseziel für viele Deutsche. Aber welche Orte werden deiner Meinung nach von Touristen noch unterschätzt und sollten unbedingt auf die NL-Bucketlist gesetzt werden?
Kennemerduinen
Highland-Rinder und Wildpferde in Holland? Jawohl, die leben nämlich in den Kennemerduinen bei Bloemendal aan Zee. Das wald- und dünenreiche Naturgebiet besteht aus einem weiten Netzwerk an Fahrrad- und Wanderwegen, die bis ans Meer heranreichen.
Amsterdamse Waterleidingduinen
Wie kommen die Holländer eigentlich an ihr Trinkwasser? Dieser Frage kann man in den Amsterdamse Waterleidingduinen auf den Grund gehen. Hier wird Rheinwasser auf natürliche Weise durch ein riesiges, naturbelassenes Dünensystem geleitet und dabei zu Trinkwasser gefiltert. Ein Besuch lohnt sich!
Veluwe
Heide gibt es nur in Deutschland? Fehlanzeige! Die weiten Heideflächen der Veluwe erblühen jedes Jahr im August und September zu ihrer vollen Pracht. Auch hier gibt es eine Vielzahl an Rad- und Wanderwegen, auf denen sich die Wald- und Heidegebiete unkompliziert erkunden lassen.
3) Welches sind deine Lieblingsreiseziele in Europa und warum?
Ich habe mehrere:
Lappland, weil ich während meines 4-monatigen Aufenthalts dort echte Winter kennen und lieben lernte.
Montenegro, weil mich die unglaublich schöne mediterrane Fjordlandschaft der Bucht von Kotor und der unberührte Skutarisee total in ihren Bann gezogen haben.
St. Peter-Ording, weil in der „größten Sandkiste Deutschlands“ sehr viele Kindheitserinnerungen von mir liegen.
4) Und wo bist du außerhalb von Europa am liebsten gewesen?
Obwohl Kuba, Jordanien und Kanada einen Platz in meinem Herz belegt haben fällt die Wahl meines allerliebsten Reiseziels weltweit doch auf Australien. Hier habe ich 2009 elf Monate lang gearbeitet, bin durch dieses wunderschöne Land gereist, habe eine Handvoll dicke Freundschaften geschlossen und meinen Freund, einen Holländer, getroffen. Der Grund letztendlich weswegen ich heute in den Niederlanden lebe.
5) Du liebst Roadtrips. Welche Tipps gibst du Roadtrip-Anfängern mit auf den Weg?
So abgedroschen es klingt: Der Weg ist das Ziel. Nimm Dir Zeit, eine gute Playlist und fahr drauf los. Wer sich unterwegs treiben lässt, wird erstaunt sein, welche Perlen er entdeckt.
6) Was war bisher dein ungewöhnlichstes Erlebnis auf einer Reise?
Die ungewöhnlichsten Erlebnisse auf Reisen hängen bei mir eigentlich immer mit Menschen zusammen.
Ob es nun eine spontane Einladung zum Tee ist bei Hirten, die wir auf einer Wanderung in Jordanien treffen, eine ernst gemeinte Einladung von einem Australier, bei ihm zu wohnen und einen Bootsausflug zu machen (wohlgemerkt lernten wir uns an der Westküste kennen, die Einladung galt für die Ostküste, wo er wohnte) oder eine russische Geburtstagsfeier in Sibirien, in die ich bei meiner Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn integriert werde.
Solche Erlebnisse machen das Reisen doch zu etwas ganz Besonderem, oder?