Wellness-Hotels: Kurzurlaub zum Auftanken
Wellness – Wohlbefinden – ist eines der wichtigsten Bedürfnisse, das man mit einem Urlaub befriedigen möchte. Den Trend, den Urlaub ganz und gar diesem Bedürfnis zu widmen, gibt es bereits seit etwa zwanzig Jahren. Zu Beginn der 1990er Jahre etablierten sich die ersten Wellness-Hotels und Resorts, und seitdem gibt es immer mehr. Ab einer bestimmten Komfortklasse gehört ein Spa oder zumindest ein Wellness-Bereich inzwischen zum Hotel-Standard. Und das Bedürfnis, Wellness gezielt mit einem Hotelaufenthalt zu verbinden, wächst. Während immer mehr Hotels neben dem Fitnessbereich auch ein Spa oder zumindest einen Saunabereich anbieten, erweitern Wellnessclubs ihr Angebot um einen Hotelbereich. Das Ziel ist das gleiche: Die Hotelgäste und Clubmitglieder sollen sich ganzheitlich erholen und Kraft tanken: mit tiefgehender Entspannung, funktionaler Fitness, Anwendungen für Gesundheit und Schönheit sowie natürlich gesunder Küche. Dazu gehören neben dem Wellness-Bereich auch entsprechend eingerichtete Zimmer – mit Betten für besonderen Schlafkomfort, zeitgemäß ausgestatteten Bädern sowie einem Service-Angebot, das das Wohlbefinden des Gasts in den Mittelpunkt stellt.
Was erwarten die Gäste vom Wellness-Angebot in Hotels?
Auszeit von Beruf und Familie
Beauty- und Wellness-Reisen sollen in der „Rushhour des Lebens“ für eine Auszeit sorgen – so formuliert es die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in ihrem Wellness-Trends Bericht 2013. Der Stress am Arbeitsplatz wächst für viele, und er bestimmt zunehmenden Alltag. Als Grund für einen Wellness-Urlaub führen daher 87 Prozent der online befragten Wellness-Interessierten an, sich vom stressigen Alltag erholen zu wollen. 77 Prozent wollen damit ihrer Gesundheit etwas Gutes tun, und besorgniserregende 54 Prozent wollen einem Burnout – einer körperlichen und emotionalen Erschöpfung – vorbeugen. Passend dazu kommen die meisten Wellness-Reisenden aus der Gruppe der 30- bis 49-Jährigen (31,5 Prozent), also jener Bevölkerungsgruppe, in der das Stress-Level im Beruf (Karriere machen) und im Privatleben (Familiengründung und Kindererziehung) am höchsten ist. Berufstätige stellen mit gut 59 Prozent die größte Gruppe der Wellness-Urlauber. Darunter sind immer mehr Menschen mit Kindern (aus 3- oder 4-Personen-Haushalten).
Berufstätige, Familien – und immer mehr Männer
Ein gezielter Wellness-Aufenthalt ist der ideale Anlass für eine Kurzreise: Der typische Wellness-Urlauber im Alter zwischen 30 und 49 Jahren gönnt sich bis zu drei Nächte in einem Drei bis Vier-Sterne-Hotel. Viele Frauen (49 Prozent) und Akademiker (45 Prozent) mit entsprechendem Netto-Einkommen (3000+ Euro pro Monat) verreisen so. Eine wachsende Gruppe unter den Wellness-Urlaubern sind Familien mit Kindern. Sie sind zunehmend bereit, mehr für eine erholsame Reise auszugeben und verreisen auch länger (4 bis 9 Nächte). Viele der befragten Familien (46 Prozent) wünschen sich ausgewiesene Kinderzonen in den Wellness-Bereichen im Hotel oder möchten kinderfreie Zeiten haben. Ein gutes Wellnesshotel mit Kindern für Familien muss also kinderfreundlich sein und zugleich mit einem Betreuungsangebot für den Nachwunsch dafür sorgen, dass die Eltern auch ein bisschen Zeit für sich genießen können.
Auch Männer geben heute Geld für ihr Aussehen und Wohlbefinden aus, und zwar nicht nur für Kleidung und Genussmittel. Die Baby-Boomer-Generation ist die erste, die Folgeerscheinungen des Alters nicht mehr schicksalsergeben hinnimmt, und die jüngeren Männer etablieren immer höhere Standards bei ihren Schönheitsanwendungen. Außerdem fahren viele Paare gemeinsam in den Wellness-Urlaub. Das hat auch Auswirkungen auf das Angebot in Hotels und Resorts – von der speziellen Hautbehandlung für Männer über Enthaarung und Pediküre bis hin zu Botox und plastischen Korrekturen.
Anwendungen buchen – Wunsch und Wirklichkeit
Ein wichtiger Bestandteil des Wellness-Angebots in Hotels sind Anwendungen wie Massagen, spezielle Bäder und andere Behandlungen, die Entspannung, Gesundheit und Schönheit fördern. Die Urlauber wollen jedoch nicht schon bei Buchung ihrer Wellness-Reise den Stress haben, sich für bestimmte Anwendungen entscheiden zu müssen. Gut 84 Prozent der von der GfK Befragten möchten die Anwendungen kurzfristig vor Ort buchen. Fast 70 Prozent der Wellnessreise-Interessierten wünscht sich zudem ein großes Anwendungsangebot. Derzeit decken sich Angebot und Nachfrage in diesen beiden Punkten noch nicht: Über 80 Prozent der Wellness-Urlauber buchen ihre Anwendungen vorab, denn sonst läuft man Gefahr auf Massagen und andere Behandlungen verzichten zu müssen, besonders an beliebten Reisewochenenden. Das ist ganz im Sinne der Hoteliers, denn Personal und Räumlichkeiten müssen gezielt eingeplant werden, um Leerläufe und unnötige Kosten zu vermeiden.
Michael Altewischer, Geschäftsführer von Wellness Hotels & Resorts (die gemeinsam mit beauty24 den Auftrag für die GfK-Studie gaben) schlägt einen Kompromiss vor: Einen Anwendungsraum und einen Spa-Therapeuten sollten Hotels nach Möglichkeit zur freien Verfügung bereithalten, damit Anwendungen auch spontan gebucht werden könnten. Außerdem könnte man den Gästen ermöglichen, vorab Anwendungszeit pauschal als „Zeit für mich“ zu buchen und sich erst vor Ort für die konkreten Maßnahmen zu entscheiden. Als spontaner Wellness-Gast müsste man jedoch in Kauf nehmen, nur eine kleine Auswahl bestimmter Anwendungen zur Verfügung zu haben. Für ein umfangreiches Spa-Programm mit Massagen, Bädern und anderen therapeutischen Maßnahmen sollte man sich also unbedingt bei der Buchung des Urlaubs entscheiden.
Darüber hinaus wünscht sich die Mehrheit der Wellness-Urlauber vor allem Ruhe und Entspannung: Nur knapp ein Viertel der Befragten wollen während ihrer kleinen Auszeit vom Alltag gezielte Expertenberatung bezüglich Ernährung und Lebensweise oder spezielle Trainings in Anspruch nehmen. Kurzfristige Entspannung ist den meisten wichtiger als auf den ersten Blick unbequeme Veränderungsmaßnahmen. Dass diese Maßnahmen helfen können, alltägliche Stressfaktoren besser zu erkennen, zu beseitigen oder zumindest zu reduzieren, werden jedoch immer mehr Menschen verstehen, hoffen die Hoteliers.
Zur Auszeit von der „Rushhour des Lebens“ gehört offenbar auch ein möglicher Verzicht auf eine der Hauptquellen des modernen Stresses: immer erreichbar zu sein. Nur gut 16 Prozent der Befragten wollen auch im Wellness-Bereich des Hotels ihr Smartphone oder Tablet benutzen. Ob die übrigen ganz auf Mobiltelefon und Computer im Wellness-Urlaub verzichten würden, erfasst die GfK-Studie leider nicht. Immerhin ist „digitale Entgiftung“ ein Trend, den inzwischen auch die Hotels aufgreifen, etwa mit intensiven körperlichen Aktivitäten, abgelegenen Standorten oder – für Hartgesottene – einem verlockenden Nachlass, wenn man sein Smartphone im gesamten Hotel ausgeschaltet lässt.
Mehr als Entspannung, Fitness, gesunde Küche: Bedürfnisse und Wellness-Trends
Was braucht der Mensch, um sich wohl zu fühlen und vom gewohnten Alltag abzuschalten? Neben der Zeit, die man sich bewusst für den Wellness-Urlaub nimmt, scheint das nicht viel mehr zu sein als: eine beruhigende Umgebung, ein bequemes Bett, gutes und gesundes Essen und ein paar wohldosierte Aktivitäten. Nur vier Zutaten, aber gerade in der kostbaren Zeit des Kurzurlaubs müssen diese einfach stimmen.
Wellness-Hotel oder Hotel mit Wellness-Angebot?
Viele Hotels bieten Wellness-Bereiche an, aber nicht immer genügt dieses Stichwort in der Hotelbeschreibung, um schon auf einen umfassenden Wellness-Aufenthalt hoffen zu lassen. Manchmal gelten schon Fitnessraum und Sauna als Wellness-Bereich. Ein klarer Hinweis auf deutlich mehr ist der Begriff „Spa“. Neben der obligatorischen Sauna sollte es hier mindestens Ruhe- und Anwendungsräume sowie die dazugehörigen Angebote geben. Noch besser sind verschiedene Saunen oder Dampfbäder, Schwimmbäder und andere Wassereinrichtungen.
Inzwischen hat der Wellness-Trend aber auch die übrige Hoteleinrichtung erfasst: Um sich rundum wohlzufühlen, muss man auch gesund schlafen können. Mancherorts sind regelrechte Bettenkriege geführt worden, von denen jetzt zumindest der Gast profitiert. Neben dem „gesunden Bett“ spielen die gesamte Zimmereinrichtung sowie die Service-Angebote eine wichtige Rolle, zum Beispiel: „Total Blackout“-Konzepte (keine künstlichen Lichtquellen), schlaffördernde Naturbilder und -geräusche oder Gute-Nacht-Kräutermassagen auf dem Zimmer. Neuerdings kommt das Spa direkt ins Hotelzimmer – in Form von Wellness-Duschen und -Badewannen sowie in alternativen Raumkonzepten. Auch die Umgebung des Hotelgebäudes wird mit einbezogen: Außenbecken, Liegewiesen und Barfuß-Pfade fördern die Spa-Erholung an der frischen Luft. Zum Wellness-Programm gehören auch Wanderungen und andere sportliche Aktivitäten, mit denen man sich erst mal auspowern kann, um von seinem gewohnten Stresslevel herunter zu kommen.
Wohin geht die Wellness-Reise?
Fürs Abschalten vorteilhaft ist natürlich eine idyllische Lage des Hotels – etwa im Wald oder an der Küste, abseits von großen Städten. In innerstädtischen Luxus-Spas wird man dafür eventuell eine größere Anwendungsvielfalt genießen können. Auch viele Airport-Hotels haben das Wellness-Bedürfnis ihrer Gäste erkannt. Eine lange Anreise scheuen jedoch die meisten deutschen Wellness-Urlauber (laut der GfK-Studie von 2013): Über 70 Prozent aller Wellness-Reisen fanden 2012 innerhalb Deutschlands statt. Auch Nachbarländer wie Frankreich, Österreich oder Italien stehen für Wellness-Urlaub hoch im Kurs. Der Trend geht jedoch zu bislang weniger bekannten, mehr oder weniger exotischen Zielen, an denen es neue Wellness-Angebote gibt – zum Beispiel in Osteuropa, Südostasien oder im arabischen Kulturraum.
Von Authentic Ayurveda bis Wired Wellness: Einige Trends im Überblick
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- Achtsamkeitsmassage und Erdung: Achtsamkeit (Mindfulness), bewusst den Augenblick wahrnehmen, gilt als der Wellness-Trend überhaupt. Eine der Hauptquellen für den zivilisatorischen Stress ist das ständige Vorausschauen und Planen, um in Zukunft einen Vorteil zu erringen. Bei der Mindfulness Massage wird das Bewusstsein für Körper und Geist in der Gegenwart gestärkt – Muskelentspannung und Meditation in einem. Ein ähnliches Ziel haben auch Trends wie „Erdung“ und digitale Entgiftung, bei denen man durch bewusste Naturerlebnisse und den Verzicht auf ständige Erreichbarkeit wieder zu sich selbst finden kann.
- Traditionelle Wellness-Techniken: Das Konzept hinter Wellness ist keine Erfindung der Neuzeit, und ursprüngliche Ansätze sind wieder stärker gefragt, zum Beispiel authentisches Ayurveda oder Aromatherapie.
- Genetische Analysen und individuelle Therapien: Die Fortschritte in der Genetik ermöglichen nicht nur individuelle medizinische Behandlungen, sondern auch ganz persönliche Wellness-Konzepte. Gesundheitsfördernde Anwendungen sollen gezielt auch gegen die genetischen Ursachen des Alterns wirken.
- Funktionelle Fitness und Wired Wellness: Gesund und fit altern – in einer Gesellschaft, die immer älter wird, ist das eines der wichtigsten Wellness-Ziele. Gezieltes Bewegungs- und Fitnesstraining für unterschiedliche Altersgruppen sollen die stützende Funktion der Körpermuskulatur erhalten. Der Gegentrend ist intensives Auspowern mit oder ohne Spaßfaktor, ob beim High Intensity Interval Training oder beim Marathon, im „Military Boot Camp“ oder beim intensiven Dance Workout mit Live-DJ. Auch der technische Fortschritt wird mit einbezogen, um optimal zu trainieren – Wired Wellness mit elektronischem Fitnessarmband und vernetzten Funktionssocken.
- Besondere Wellness-Bedingungen: Die Schwerkraft überwinden, um sich freier zu fühlen. Ganz neu ist dieser Trend nicht mehr – Floating, das Treibenlassen in Wassertanks gibt es seit etlichen Jahren. Wellness-Übungen wie Aerial Yoga ergänzen die Möglichkeiten zum Abschalten in der Schwebe.