Amsterdam ist ungezweifelt eine der schönsten, buntesten, überraschendsten und gemütlichsten Städte in Europa, ach was, der Welt! Das weiß auch das Team von Amsterdamliebe und bringt Besuchern das ganz besondere Feeling der holländischen Perle mit besonderen Themenführungen näher.
Gegründet wurde das Unternehmen für deutschsprachige Stadtführungen 2015 von den drei Deutschen Theresa, Lia und Sarah, die ihre Wahlheimat Amsterdam von ganzem Herzen lieben. Inzwischen besteht das Team von Amsterdamliebe aus insgesamt neun Stadtführerinnen, mit denen ihr auf Entdeckungstour durch die Grachtenstadt gehen könnt.
Als kleinen Vorgeschmack auf euren nächsten Amsterdambesuch haben wir uns Theresa zum Interview geschnappt. Hier plaudert sie aus dem Leben einer Stadtführerin und gibt ein paar echte Insider-Tipps für einen Kurzurlaub in Amsterdam.
Auf Amsterdamliebe bietet ihr Privat- und Gruppenführungen zu verschiedenen Themen durch Amsterdam an. Welche Thementour magst du am liebsten und warum?
Ich mag am liebsten unsere kulturelle Foodtour. Auf der Tour lernt man Amsterdam von einer ganz besonderen Seite kennen, nämlich von der kulinarischen. Dabei wird trotzdem viel über die Historie, Architektur und das tägliche Leben in der Grachtenstadt erzählt – aber die Schmankerl, die man zu sich nimmt, die machen diese Tour zu etwas ganz Besonderem. Ich bin ja selbst so ein kleines Schleckermäulchen. Von daher freue ich mich immer sehr, die Freude für’s gute Essen mit Gästen zu teilen. Und zusammen genießen, das verbindet unglaublich.
Was war das Verrückteste, was du bisher auf einer Stadtführung erlebt hast?
Nun, auf der Rotlichttour hab ich wirklich schon sehr viel erlebt. Die anderen Mädels von Amsterdamliebe sagen auch immer, dass die Rotlichttour die lustigsten Geschichten schreibt. Wir müssten echt ein Buch verfassen.
Einmal hatte ich auf der Rotlichttour ein bayerisches Paar dabei. Wir haben uns am Startpunkt getroffen. Der junge bayerische Mann meinte, er hätte gerade 3 Marihuana-Muffins gegessen. Das konnte ich ihm gar nicht glauben, denn schon einer ist ja eigentlich mehr als genug.
Wir liefen los, doch auf einmal hat das Zeug voll reingehauen. Ein Auge des Teilnehmers schaute nach oben rechts, eins nach unten links. Er fing an zu sabbern. Er trug ein weißes sommerliches Shirt. Das hatte dann schon einen ganz großen Sabberfleck auf der Brust. Ich wurde natürlich unruhig und habe die nüchterne Freundin des Mannes gefragt, ob ihr Freund denn schon Drogenerfahrung gesammelt hätte. Sie meinte nur „na, glab i ned.“ Das machte mich nur nervöser.
Irgendwann konnte der Teilnehmer nicht mehr auf seinen Namen hören. Auch seine Augen zwinkerten nicht, wenn man vor seinem Gesicht klatschte. Für mich war klar, ich muss den Krankenwagen rufen, sonst „stirbt mir der junge Mann weg“. Ich habe diese Idee dann der Freundin erzählt, aber die meinte nur mit einem unglaublich bayerischen Pragmatismus: „Naaaa, brauch ma ned, der lafft ja no.“
An welchem Ort in Amsterdam bekommt man die Seele der Stadt am besten zu spüren?
Amsterdam ist eine facettenreiche Stadt. Natürlich, der Jordaan ist der Klassiker (Brouwersgracht! Wunderschönes Eckchen). Dort herrscht so eine Gemütlichkeit und das ist wirklich sehr „Amsterdams“. Mein liebster Ort ist die Torensluisbrug. Dort ist meine liebste kleine Gallerie mit avantgardistischer Kunst, dort ist das beste kleine Café, es gibt dort den besten Schokoladenladen der Welt und den besten Italiener aller Zeiten.
Aber ich würde trotzdem sagen, dass man die Dynamik Amsterdams wahrscheinlich am ehesten in Amsterdam Noord spürt. Das heißt im Café De Ceuvel, oder am Stadtstrand im Café Pllek. Dieses Industrielle, dass auf das Innovative trifft – also alt trifft neu, das macht Amsterdams Seele zum Großteil für mich aus und das spürt man dort besonders stark.
https://www.instagram.com/p/BUHichXAFPY/?taken-by=cafe_de_ceuvel
Welche (Standard-) Sehenswürdigkeit in Amsterdam wird überschätzt und kann getrost überschlagen werden?
Auf jeden Fall der Blumenmarkt. Ich frage mich immer, wie es sein kann, dass dort überhaupt noch jemand entlang läuft – viel zu kommerziell, die Tulpenzwiebeln gehen nicht auf und überhaupt ist der Markt wirklich nicht sehr schön aufgebaut.
Einmal kam eine Touristin zu mir und hielt mir einen alten Baedekker-Reiseführer aus den 60er-Jahren vor die Nase. So ein altes Buch, das nur in der Mitte zwei, drei Farbseiten hatte. Und auf diesen farbigen Abbildungen konnte man den Blumenmarkt sehen. Blumen über Blumen mit jungen Frauen in Hippiekleidern und großen Sonnenbrillen. Als ich das sah, wurde ich etwas wehmütig und meinte zu der Frau, dass diese schönen alten Zeiten definitiv vorbei seien.
https://www.instagram.com/p/BXimbsWgQGS/?tagged=bloemenmarktamsterdam
Sonntag in Amsterdam – wie verbringt man ihn am besten?
In einem der zahlreichen Grachtencafés oder an einem Stadtstrand. Vielleicht auch einfach mal ein Nickerchen im Safartipark halten und danach in der Pijp einen leckeren Kuchen verspeisen. Ja, das hört sich nach einem wunderbaren Plan an!
Vielen Dank für das nette Interview, Theresa! Bis bald in Amsterdam!