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Hotels in deutschen Kino- und Fernsehfilmen

„Ein gutes Hotel ist immer auch ein bisschen wie eine Bühne.“ Mit dieser Feststellung bringt die WELT-Redakteurin Kerstin Rottmann in ihrer Besprechung des „Adlon“-Fernsehfilms die Faszination des Hotels für Filmemacher auf den Punkt. Hotels sind halböffentliche Räume, in denen die verschiedensten Menschen auf engem Raum zusammenwohnen – wenn auch nur für kurze Zeit. Hier treffen unzählige unterschiedliche Typen aufeinander, die sich sonst nie oder nur selten begegnen würden. Reiche, Berühmte, Künstler, staatstragende Persönlichkeiten, Vagabunden, Träumer und Reisende auf der Suche – sie alle finden im Hotel ein vorübergehendes Zuhause. Manch einer fühlt sich in der anonymen Umgebung eines Hotels frei, manch einer einsam, fast alle machen bei ihrem Aufenthalt neue, prägende Erfahrungen. Hier spielen sich menschliche Schicksale und staatstragende Ereignisse ab, aus denen im Laufe der Zeit ein riesiger Fundus an Geschichten entsteht. Ein Hotel kann damit perfekt als vielseitiger Filmschauplatz dienen.

Die Faszination am Hotelfilm

Filmemacher sind seit jeher fasziniert von Hotels als Filmsetting. Gerade die schillernden, weltberühmten Häuser wie das „Ritz“, das „Chateu Marmont“, das „Savoy“, das „Carlton“ oder eben auch das „Adlon“ sind Sehnsuchtsorte, die zum Träumen anregen und die Phantasie beflügeln. Die Frage, was in den prominenten Gemäuern geschieht oder bereits geschehen ist, bietet Stoff für die unglaublichsten Geschichten. Wer hat schon alles in den Zimmern geschlafen? Was ist hier im Laufe der Zeit vorgefallen? Welche Dramen kann das Hotel bezeugen? Die Antworten auf diese Fragen fallen so unterschiedlich aus, dass das Hotel als Filmschauplatz im Laufe der Filmgeschichte bereits die verschiedensten Genres hervorgebracht hat – von der romantischen Komödie bis hin zum Horrorfilm.

Jeder Filmemacher füllt das Gefäß „Hotel“ mit anderen faszinierenden Geschichten und nimmt uns mit auf Reisen durch verschiedene Länder und Zeiten. Letztlich ist das Setting eben ein idealer Handlungsrahmen, um verschiedenste Menschen aufeinandertreffen zu lassen oder sie in Ausnahmesituationen zu zeigen. Anders ausgedrückt: Hotels sind magische Nicht-Orte, in denen einfach alles möglich scheint und die ihre Identität erst durch die Menschen gewinnen, die sie bewohnen. Auf dieser Grundlage basieren viele legendäre Hotelfilme, die die Gattung nachhaltig geprägt haben.

Als genreprägender Klassiker unter den Hotelfilmen gilt „Menschen im Hotel“ aus dem Jahr 1932 von Edmund Goulding. Der Film beruht auf dem berühmten Roman von Vicki Baum und arbeitet erstmals mit einem All-Star-Cast, unter anderem mit Greta Garbo, Joan Crawford und John Barrymore. Erzählt wird die Geschichte mehrerer Menschen, deren Lebensläufe sich innerhalb von 24 Stunden immer wieder im „Grand Hotel“ im Berlin der 1920er Jahre kreuzen. Diese Handlungsstruktur, in der verschiedenste Menschen sich zufällig über den Weg laufen, ist noch heute typisch für den Hotelfilm. Ein anderes, sehr viel radikaleres Genre bedient der Klassiker „The Shining“ (1980) von Stanley Kubrick, in dem das schaurige „Overlook-Hotel“ zur entsetzlichen Bedrohung für eine Familie wird. Hier wird die Frage, was sich in diesem Hotel schon alles ereignet hat, mit einem Horrorszenario beantwortet. Öfter noch als der Gruselfaktor spielt Orientierungslosigkeit in Hotelfilmen eine wichtige Rolle. Wie in Sofia Coppolas „Lost in Translation“ (2004) begegnen sich in einem Hotel oft Menschen, die in der Fremde auf der Suche nach Zuflucht, Sinn und Orientierung sind. Auch in deutschen Filmen haben Hotels oftmals diese Symbolik.

Wie deutsche Filme Hotels zeigen

Neben der symbolischen Bedeutung, die exemplarische Hotels auch in neuen deutschen Filmen wie „Das Zimmermädchen“, „Das Hotelzimmer“ oder „Schönefeld Boulevard“ erfüllen, steht hin und wieder auch ein ganz bestimmtes Hotel mit seiner eigenen Geschichte im Vordergrund: das „Adlon“, eines der berühmtesten und luxuriösesten Hotels in Deutschland. Bereits seit 1907 verkehrt hier, direkt am Brandenburger Tor, die internationale High Society. Im Herzen von Berlin gelegen, war es Zeitzeuge des Kaiserreichs, der glamourösen 1920er Jahre sowie der Zeit während des Nationalsozialismus und ist damit die ideale Kulisse für die Verfilmung historischer Stoffe.

Aber auch die Geschichte des Hotels und der Familie Adlon selbst bietet reichlich Stoff für spannende Filme. So wurden im Kinofilm „Hotel Adlon“ 1955 die Lebenserinnerungen von Hedda Adlon verarbeitet. Wie in „Menschen im Hotel“ besteht der Plot auch hier aus vielen verschiedenen Lebensläufen, die im Hotel zusammenlaufen. Der 2013 ausgestrahlte ZDF-Dreiteiler „Das Adlon – eine Familiensaga“ verknüpft die wahre Geschichte des Hotels mit der Geschichte einer fiktiven Familie und führt so verschiedene Epochen der jüngeren deutschen Vergangenheit anschaulich vor Augen. In beiden Fällen bildet das „Adlon“ den Ausgangspunkt für die Erzählung menschlicher Schicksale und historischer Tragödien.

Das „Adlon“ ist in der Verfilmung der Lebensraum der Protagonisten. Es bildet den Rahmen für Liebesgeschichten, Feindschaften und Intrigen. Demselben Muster entsprechen viele deutschsprachige Heimatfilme und Fernsehserien, die sich um ein Hotel drehen. Ob „Hotel Viktoria“ (1961-1968), „Im schwarzen Rössl“ (1961) oder „Das Schloß am Wörthersee“ (1990 – 1992) – in dem Mikrokosmos eines fiktiven Hotels wird geliebt und gelitten, bis am Ende alle Hindernisse überwunden sind und es zum großen oder manchmal auch nur zaghaften Happy End kommt. Dabei sind Hotels nicht nur wegen ihrer geschlossenen Ordnung, der luxuriösen Ausstattung und der traumhaften Landschaftskulisse das ideale Setting, sondern auch weil hier die unterschiedlichsten Menschen aufeinandertreffen und Träume wahr werden: Oder wo sonst ist es möglich, dass ein Zimmermädchen und ein wohlhabender, charismatischer Geschäftsmann in intimer Atmosphäre zueinanderfinden?

Ein traumartiges Setting stellen auch die Hotels in den kürzlich erschienen Filmen „Hotel Lux“ (2011) von Leander Haußmann und „Grand Budapest Hotel“ (2014) von Wes Anderson dar. In beiden Filmen stellen die Hotels ein ganz eigenes Universum dar, eine Welt von der Realität abgeschnitten, in der die skurrilsten Charaktere aufeinandertreffen. Alles scheint möglich in dem abgeschotteten Mikrokosmos des Hotels.

Auf welche Art und Weise Hotels in Film auch zur Geltung kommen – ob als historische Kulisse oder symbolischer Mikrokosmos, immer machen sie Lust auf das Unbekannte, auf Reisen und die neuen Erfahrungen, die damit verbunden sind.

Hotels in deutschen Kino- und Fernsehfilmen was last modified: April 25th, 2017 by Redaktion
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